Dienstag, 5. Juni 2018

Rom in 5 Tagen - Tag 5/5

Und so beginnt er nun, dein letzter Tag in Rom. Wenn du dich an meine Tagestouren gehalten hast, hast du bis hierhin schon so viel gesehen, bist in mehr als 2000 Jahre Geschichte eingetaucht und hast viel mehr Hintergrundinformationen erhalten, als du in einem, handelsüblichen Touristenguide je hättest finden können.  Natürlich gibt es noch so viel mehr zu sehen, auch vieles was ich selber noch nie geschafft habe zu besuchen. Deswegen treibt es mich wohl auch immer wieder her…nur ein einziges Mal für 5 Tage nach Rom? Das geht nicht! Man braucht so viel Zeit um hier alles zu sehen und zu begreifen. Es gibt so vieles zu wissen, so viele Zusammenhänge. In Rom ist alles seit je her und auf ewige Zeiten miteinander verflochten, das hast du wahrscheinlich schon gemerkt. Deinen letzten Tag kannst du ungezwungen angehen und solltest dich nochmal so viel wie möglich draußen aufhalten. Noch ein letztes Mal die tolle Stimmung der Straßen Roms aufsaugen bevor es zurück nach Hause geht.

Kaiserforen

Als du im Forum Romanum warst, hast du sie schon von Weitem gesehen aber nun betrachten wir sie etwas genauer: die Römischen Kaiserforen. Welche Funktion und Bedeutung ein Forum hatte, habe ich ja bereits geschildert. Die Kaiserforen vor denen wir jetzt stehen sind im Grunde eine Erweiterung des Forum Romanums, welches zuerst da war. Die Kaiserforen sind erst gegen Ende der römischen Republik gebaut worden, denn das Kaisertum war nicht immer die vorherrschende Staatsform der Antike und zunächst gab es die römische Republik in der der Senat das Sagen hatte. 

Römische Kaiserforen

Mit der Etablierung des Kaisertums wurde der Bedarf an weiteren Foren deutlich. Die heutigen Kaiserforen bestehen aus vier einzelnen Foren, die aneinander anschließen: Cäsarforum, Augustusforum, Nerva-Forum und Trajansforum. Cäsar war von diesen Kaisern der erste, der der Forderung nach einem neuen und moderneren Forum nachgab und die Erweiterung begann. So wurden nach und nach weitere Foren angeschlossen und der Ausbau endete mit dem Trajansforum, dem zugleich größten und prächtigsten von allen. Es ist auch von allen am besten erhalten. Der Bau dieses Forums war ein Mammutprojekt, denn eigentlich war in dieser zentralen Lage kein Platz für das was sich Trajan vorstellte, auf den nahegelegenen Hügel wollte er mit seinem Forum allerdings auch nicht ausweichen und so entschied er sich, Teile des Hügels einfach abtragen zu lassen, sowie etliche umliegende Häuser einzuebnen, so dass der gewaltige Bau Platz fand.

Die Bögen die man heute noch sehen kann, sind die sogenannten Trajansmärkte. Auf insgesamt 6 Stockwerken gab es hier zahlreiche Läden und Tavernen. Es muss beeindruckend ausgesehen haben; der weiße Marmor, mit dem alles verkleidet war und davor all die bunten Waren: Gewürze, Stoffe und vieles mehr. Hundert Menschen die sich tummeln, Marktschreier, die ihre Produkte anpreisen.


Tranjansmärkte
Ein richtiges antikes Einkaufszentrum wenn man so will - eine Shopping-Mall. Aber es gab wohl auch Verwaltungseinheiten die hier untergebracht waren. Insgesamt alles sehr groß, sehr beeindruckend und sehr modern. Ab dem Mittelalter wurden die Trajansmärkte als Festung. Kloster oder Kaserne genutzt; heute befindet sich darin ein Museum in dem ich aber selbst auch noch nicht war.

Trajanssäule

Ein kleiner Blick nach links genügt und wir sehen das wohl beeindruckendste Überbleibsel des Trajanforums, und zwar die Trajanssäule. Sie steht heute immer noch unverändert  an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort und ist eine Ehrensäule die 112/113 n.Chr. zu Ehren Kaiser Trajans errichtet wurde. Der römische Senat gab sie seinerzeit in Auftrag um Kaiser Trajan für seinen Ausbau der Foren zu würdigen. Im Vergleich zu anderen Säulen, derer es ja viele in Rom gibt, fällt hier direkt auf wie detailliert sie gestaltet ist. Die Säule ist mit einem umlaufenden Relief gestaltet, welches Kriegsszenen zeigt. Kaiser Trajan ist allein rund 60 mal in dem Relief dargestellt. Außerdem haben neuere Untersuchungen ergeben, dass es einst farbig ausgestaltet war, so wie fast alles aus der Antike – ich erzählte es bereits. 

 

Trajanssäule vor dem Nationaldenkmal Vittorio Emanuele II.
Und auch hier fällt es mir wieder schwer mir die Säule quietschebunt vorzustellen. Das einzige was an der Säule nicht mehr original ist, ist die Figur obendrauf; die hat im 16. Jahrhundert ein Papst draufgesetzt, nachdem die ursprüngliche Figur – eine goldene Statue Trajans- im Mittelalter eingeschmolzen und für irgendwas anderes wiederverwendet wurde. Typisch römisches Recycling eben.

Die Säule ist übrigens nicht aus einem Stück. Sie besteht aus mehreren übereinandergesetzten Blöcken, die ursprünglich bleiverplombt waren. Außerdem ist sie innendrin hohl und beherbergt eine Wendeltreppe, über die antike Besucher eine Plattform erreichen konnten von der aus sie einen guten Blick auf das anliegende Forum hatten. Zudem war im Sockel der Säule die Asche des Kaisers untergebracht. Heute kann man nicht mehr in der Säule hinaufsteigen; ich finde die Vorstellung auch irgendwie ziemlich beklemmend. Da die Menschen in der Antike aber wesentlich kleiner waren als heute, schien das kein Problem zu sein.

Aber es gibt an deinem letzten Tag noch eine andere Möglichkeit, ein letztes Mal über die Dächer Roms zu blicken, da du die Trajanssäule nicht hinaufkannst und sie dafür eh nicht mehr hoch genug ist, bzw. das heutige Rom ist viel zu groß für sie. Das Gebäude, welches dir aber einen tollen Ausblick über die Kaiserforen und das antike Zentrum bietet, ist nicht zu übersehen. Es befindet sich direkt gegenüber der Foren und wird von den Römern liebevoll „Die Schreibmaschine“ genannt wird – ein sehr passender Vergleich wie ich finde…

Monumento a Vittorio Emanuele II.

…das  Nationaldenkmal des Vittorio Emanuele II. Ich werde hier nicht viel darüber schreiben, weil ich auch nicht viel darüber weiß, außer dass das Monument dem ersten König des neugegründeten Königreichs Italien gewidmet war und nach seinem Tod in Auftrag gegeben wurde. Ich finde es hässlich – wie die meisten Römer übrigens auch, aber es erfüllt seinen Zweck, wenn man eine schöne Aussicht auf Rom haben will. Ich war einmal oben und wenn ich mich recht entsinne gibt es einen Aufzug und oben einen Gastronomiebetrieb. Schließe hier deine Reise bei einem Aperol Spitz ab und genieß ein letztes Mal die Aussicht bevor du dich auf den Weg zum Flughafen machen musst

 

Ich hoffe, dass dir mein kleiner Reiseführer gefallen hat. Ich selbst war zwar schon viele Male in Rom, habe aber immer noch so einige Punkte auf meiner Bucket List, die ich noch machen muss. Ich bin zum Beispiel noch nie die Via Appia gewandert oder in Ostia im Meer gewesen. Man kann wahrscheinlich sein halbes Leben in Rom verbringen und hat dennoch nicht alles gesehen.