Freitag, 1. Juni 2018

Rom in 5 Tagen - Tag 1/5

 
 
Basilika di Santa Maria Maggiore
 
Santa Maria Maggiore ist eine ganz besondere Kirche und zwar aus verschiedenen Gründen. Nicht nur, dass sie wunderschön ist und sich eine tolle Legende um sie rankt, sie ist auch rein formal sehr wichtig. Und zwar ist sie eine sogenannte Basilika Maior – eine der ranghöchsten römisch-katholischen Kirchen. Von denen gibt es weltweit nur sechs Stück und vier davon befinden sich in Rom. 

Die Legende besagt übrigens, dass es eine Prophezeiung gab, nach der die Madonna einem römischen Patrizier erschienen sei und ihm versprochen habe, dass wenn er eine Kirche an der Stelle baut, an der am nächsten Tag Schnee liegt, sie ihm seinen Wunsch nach einem Sohn erfüllen würde. Am nächsten Morgen war die höchste Stelle des Esquilin (einer der Hügel auf denen Rom erbaut wurde) schneebedeckt und das im August. Deswegen hat Santa Maria Maggiore auch den Namen Santa Maria ad Nives, das bedeutet „Unsere liebe Frau vom Schnee“.
Santa Maria Maggiore stammt aus der frühchristlichen Zeit, nämlich dem 5. Jhd. n.Chr. Zu dieser Zeit war Rom natürlich bereits eine Weltmacht, aber das Stadtbild immer noch stark geprägt von den Bauten der alten heidnischen Religion. Um Rom nach Etablierung des Christentums ein neues, christliches Gesicht zu verleihen, wurden viele Kirchen durch die jeweiligen Päpste in Auftrag gegeben und den verschiedensten Heiligen gewidmet. Santa Maria Maggiore war die erste Kirche Roms, die der Mutter Gottes geweiht wurde und ist gleichzeitig die wichtigste der über vierzig Marienkirchen Roms. Außerdem ist sie erstaunlich groß für eine Kirche aus dieser Zeit.
 
Weißt du was Basilika bedeutet?
Zum einen ist es eine Grundform des christlichen Kirchenbaus; das heißt es gibt eine architektonische Definition, die sich auf die Längsschiffe und die Säulenreihen bezieht. Meistens findet man dreischiffige Basiliken vor, bei denen das Mittelschiff etwas höher ist als die beiden Seitenschiffe. Am Ende des Mittelschiffes befinden sich dann oft der Altarraum und dahinter eine Apsis.
Über die reine architektonische Definition hinaus, gibt es aber auch eine historische Bedeutung auf die der Begriff Basilika zurückgeht. Das Wort stammt vom altgriechischen basileios ab, was Königshalle bedeutet. Basiliken waren ursprünglich Gebäude, die schon einige Jahrhunderte vor Christus, also als es noch keine Kirchen gab, als Markt- und Gerichtshallen gebaut wurden.
 
Wenn man  Santa Maria Maggiore betritt, fällt als erstes auf, wie unglaublich prunkvoll diese Kirche aussieht. Gewöhn dich dran, das wirst du in Rom noch sehr oft sehen. Die Innenausstattung der römischen Kirchen ist unglaublich; wir kennen sowas von unseren Kirchen überhaupt nicht. Das liegt natürlich einerseits daran, dass in den Kriegen vieles zerstört wurde, aber vor allem auch daran dass sich das Christentum eben von Rom aus ausgebreitet hat. Das heißt, die Ausstattung der römischen Kirchen hatte auch Propagandazwecke um die neue Religion populär zu machen und die Heiden zu bekehren. 
 
Ein deutliches Beispiel für Propaganda ist die Rolle der jeweiligen Kirchenstifter, nämlich der Päpste. Schauen wir uns das Apsismosaik in Santa Maggiore an, wirst du etwas sehen, was dir in den meisten Kirchen danach auch auffallen wird: die Abbildung eines Papstes in der Reihe der Heiligen. Im Zentrum des Mosaiks steht eine Szene die die Krönung Marias durch Jesus zeigt. Der Kreis indem diese Situation dargestellt ist symbolisiert das Himmelsreich. Außerhalb dessen befindet sich die irdische Welt, die Schwelle wird durch eine Gruppe Engel markiert. Links davon siehst du mehrere Personen und die kleinste davon, in Demut kniend, ist Papst Nikolaus IV. Die Tatsache, dass er so klein dargestellt wurde ist nicht der damaligen Unkenntnis von Perspektive geschuldet, sondern nennt sich Bedeutungsperspektive: das Wichtigste ist immer am Größten dargestellt. Diese Bedeutungsperspektive wirst du auf der Erkundungstour durch Rom ebenfalls noch häufig sehen.
Es hat einen bestimmten Grund, wieso sich viele Päpste in den Kirchen darstellen ließen. Zum einen markierten sie sich damit als Stifter der jeweiligen Kirche; das ist immer der Fall, wenn ein Papst mit einem kleinen Kirchenmodell in den Händen abgebildet ist. Zum anderen kann man es als eine Art „Jenseitsvorsorge“ sehen – der Papst stellt sich klein und demütig in der Reihe der Heiligen dar und zeigt so seine Ergebenheit gegenüber Gott. Wie lässt sich besser ein Platz im Himmel reservieren?
Übrigens ist der Papst in den Darstellungen auch ohne Bedeutungsperspektive leicht zu erkennen. Dir wird auffallen, dass zwar oft der Name dransteht, aber zu einer Zeit wo kaum jemand lesen konnte, musste es auch andere Möglichkeiten geben, die dargestellten Personen eindeutig zu identifizieren. Hierfür bediente man sich bestimmten Schemata und Erkennungszeichen – sogenannten Attributen. Die Attribute der Päpste sind Tiara (Papstkrone), Pallium (Amtsabzeichen), Kasel (Gewand) und Ferula (Kreuzstab). Bescheidenere Päpste ließen sich auch mit der Tonsur eines Mönches abbilden.  Eine Ausnahme bildet Petrus, der als erster Papst Roms gilt, er hat oftmals noch ein zusätzliches Attribut, wie du an anderer Stelle meiner Tour noch sehen wirst.
 
Übrigens: Jede Kirche die was auf sich hält, ist im Besitz von Reliquien. In Santa Maria Maggiore befinden sich Holzstücke, die von der Krippe Jesu stammen sollen.


Die Thermen des Diocletian

Es gibt drei große Thermenanlagen in Rom, von denen noch einiges erhalten ist. Die Schönsten sind mit Abstand die Thermen des Kaisers Diocletian, denn diese Anlage wurde museal aufbereitet und ist beeindruckend gemacht. Es fällt auf, dass in Rom vieles sehr gut erhalten ist, obwohl es verdammt alt ist. Und dann wieder einzelne Sachen überhaupt nicht. Der unterschiedliche Erhaltungszustand von Bauten aus der gleichen Zeit liegt vor allem daran, dass die Römer wahre Recyclingmeister waren. Wenn ein Gebäude nicht mehr gebraucht wurde, diente es als Steinbruch und Materiallager für andere Gebäude. So auch die Diocletiansthermen; es fehlen weite Teile, weil die Ziegel woanders benötigt wurden.
Typisch für Rom ist auch nicht nur die Wiederverwendung von Materialien, sondern auch von Orten. So stehen viele der heutigen Kirchen an den Stellen, an denen vorher die heidnischen Weihstätten standen – heiliger Boden bleibt eben heiliger Boden und da das Christentum in Gänze adaptiv ist, so lag die Umnutzung der alten Tempelanlagen nahe. Die Diocletiansthermen sind zwar kein Tempel, aber auch hier wurde bereits vorhandenes umgenutzt. Im 16. Jahrhundert errichtete man nach den Plänen Michelangelos eine Kirche in den Überresten der Therme, und zwar die Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri. Im Vergleich zu anderen Kirchen, ist diese fast schon schlicht. Etwas Bemerkenswertes gibt es in ihr dennoch und zwar einen Meridian aus Bronze, der im Boden eingearbeitet ist, er ist absolut präzise und diente damals mathematischen und astronomischen  Berechnungen zur Bestimmung des Zeitpunktes für das Osterfest und  anhand dieses, auch Mittagslinie genannten, Bezugspunktes konnte die Tagundnachtgleiche im Frühjahr bestimmt werden – also der Zeitpunkt im Jahr, an dem der Tag genauso lange dauert wie die Nacht. Aber auch den mathematisch nicht Bewanderten ist der Meridian nützlich, er dient nämlich auch als Sonnenuhr.
Aber zurück zu der Thermenanlage. Neben der erhaltenen Bausubstanz befindet sich hier auch ein Museum für römische und griechische Kunst, welches sehenswert ist. Am Tollsten finde ich allerdings die schiere Größe der Anlage, die man sich an einigen Stellen noch gut vorstellen kann. Der Bahnhof Termini hat seinen Namen übrigens von dieser Anlage, in dessen unmittelbarer Nähe er liegt.
Übrigens:  Diokletian ist einer der „wichtigeren“ Kaiser gewesen. Mit seiner Regierungszeit setzt im Konsens der historischen Forschung die Spätantike ein, er war bekannt dafür, sehr reformfreudig gewesen zu sein und er führte im römischen Reich das sogenannte „Vier-Kaiser-System“ ein. Außerdem war er bekannt für seine brutale Christenverfolgung im gesamten Reich.
 

Basilika di Santa Prassede
 
Von außen völlig unscheinbar in einer Seitengasse gelegen, liegt die Basilika di Santa Prassede. Der Name geht auf die Heilige Praxedis zurück, einer römischen Jungfrau und Märtyrerin, welche die Schutzheilige dieser Kirche ist. Praxedis hatte eine Schwester namens Pudenziana, der ebenfalls eine Kirche in Rom geweiht ist. Das Besondere an der Basilika di Santa Prassede ist vor allem die Tatsache, dass sie ein Vorzeigebeispiel für byzantinische Kunst ist. Ihre Entstehungszeit geht auf das frühe Mittelalter zurück und man sieht an der Ausgestaltung der Mosaike deutlich, dass sie eine gänzlich andere Optik haben als wir es in den meisten anderen Kirchen sehen.
Zum Mosaik als solches sollte man an dieser Stelle vielleicht sagen, dass es sich vom spätlateinischen Wort „Musaicum“ ableitet, was so viel bedeutet wie „den Musen gewidmet“. Seine erste Blütezeit als darstellende Technik hatte das Mosaik im 2. Jahrhundert vor Chr. und seine Hochzeit liegt vor allem in der byzantinischen Kunst. Ab etwa dem 14. Jahrhundert wurde diese Technik jedoch von der Malerei verdrängt, da mehr und mehr naturalistische Darstellungen gefragt waren, was ein Mosaik nicht leisten konnte. Wir werden auf unserer Reise aber vielleicht noch Gegenbeispiele für dieses Argument sehen.
In den Mosaiken von Santa Prassede sehen wir auch wieder einen Papst, und zwar Paschalis I.
Ihn kann man schon fast als „Mosaik-Promi“ bezeichnen, denn er ist in römischen Kirchen sehr oft zu sehen. Ein sehr fleißiger Papst also, der eine ganze Menge Kirchen gestiftet hat. Hier sehen wir ihn eben auch in der klassischen Darstellung, also Kirchenstifter, mit einem Miniaturmodell der Kirche in den verhüllten Händen. Verhüllt deshalb – auch das sieht man sehr oft- weil es ein Zeichen der Ehrfurcht ist. Vielleicht fragst du dich bei der Betrachtung, warum Paschalis I. einen eckigen Heiligenschein hat. Und überhaupt fällt dir vielleicht auch jetzt schon auf, dass es mehrere unterschiedliche Heiligenscheine gibt. Sie sind im Grunde hierarchisch. Der ranghöchste Heiligenschein ist natürlich der von Jesus, man erkennt ihn daran, dass er einen sogenannten Kreuznimbus hat. Danach kommen die „normalen“ runden Heiligenscheine, die haben alle Heiligen außer eben Jesus. Und dann gibt es noch den eckigen Heiligenschein, der so eine Art Heiligenschein 2. Klasse ist. Er markiert sehr hoch verehrte Nicht-Heilige, oder zu dem Zeitpunkt noch lebende Personen. In diesem Fall ist es Letzteres, da Paschalis I. zur Entstehungszeit des Mosaiks noch lebte. 

Bemerkenswert ist auch die Architektur von Santa Prassede, diese orientiert sich nämlich an Alt St. Peter, also einem der Vorgängerbauten des Petersdoms. Zu seiner Baugeschichte aber später mehr. 
 
Übrigens: Die Reliquie die hier aufbewahrt wird, soll ein Teil der Säule sein an der Jesus gegeißelt wurde.



Basilika San Giovanni in Laterano
 
Oder auch einfach die Lateranbasilika genannt, ist die Kathedrale des Bistums Rom und ihr vollständiger Weihname lautet: „Erzbasilika des allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran“. Das musste ich von Wikipedia kopieren, weil ich mir den langen Namen ums Verrecken nie merken kann. Lateran bezeichnet übrigens einen ganzen Bereich im Stadtteil Monti, der traditionell der offizielle Sitz der Päpste seit Konstantin I. ist. 

Zum Lateran gehören auch noch der Lateranpalast nebenan, ein Baptisterium aus antiker Zeit sowie der lateranische Obelisk, der aus Ägypten stammt, 3500 Jahre alt ist und ursprünglich für Thutmosis III. gebaut wurde und vor dem Tempel des Amun in Theben stand. Er ist auch der größte aller Obelisken in Rom.
Die Lateranbasilika ist die ranghöchste der vier Papstbasiliken in Rom und wie viele andere Kirchen, hat auch die Lateranbasilika eine beeindruckende Baugeschichte. Viele Architekten waren hier über Jahrhunderte am Werk, haben immer wieder Teile erneuert und dem Stil der Zeit angepasst. Die letzte große Veränderung und Umgestaltung fand im Sinne der Barockarchitektur statt. Der Innenraum der fünfschiffigen Säulenbasilika ist beeindruckend groß und besonders auffällig sind die Statuen der 12 Apostel, welche von Schülern des Gian Lorenzo Bernini gefertigt wurden. Überhaupt hat Bernini überall in Rom seine Fußspuren hinterlassen. 

Aber am beeindruckendsten ist das riesige Bronzeportal, welches sofort ins Auge fällt. Es stammt aus dem Forum Romanum und zwar aus der Curia Iulia. Die Curia Iulia war im antiken Rom der Sitzungsort des Senats und ihr Bau wurde von Caesar initiiert; daher auch ihr Name (Gaius Iulius Caesar = aus dem Geschlecht der Iulier/Julier stammend).
Aber ich muss noch einen Begriff einführen, und zwar den der Spolie. Ich hatte ja schon gesagt, dass die Römer wahre Meister im Wiederverwerten von Material waren. Hier gibt es jedoch feine Unterschiede. Zum einen haben wir natürlich das erneute Verbauen von Baumaterial; in dem Fall ist der ursprüngliche Kontext hinterher meist nicht mehr zu sehen und die Gründe hierfür sind auch wirtschaftlich-pragmatischer Natur. Zum anderen gibt es aber auch die Verwendung als Spolie. Hierfür werden antike Bauteile, wie z.B. Säulen, Reliefs, Friese in neue Gebäude integriert und zwar sichtbar. Spolien können aber auch kleinere Elemente wie Edelsteine, Perlen oder  Gemmen sein. Dies wurde zwar auch aus Kostengründen gemacht, wenn ein Material z.-B. schwer zu bekommen war, aber oft geschah es auch im Sinne einer Traditionsübertragung. Im Falle des Portals der Curia Iulia liegt die Bedeutungsebene auf der Hand. Eine Tür aus dem Senatsgebäude des antiken Roms, dem Ort an dem seinerzeit alle relevanten Entscheidungen des Reichs getroffen worden, zu entfernen und in dem offiziellen Sitz des Papstes zu integrieren, geschieht nicht zufällig. Es bedeutet dass sich der Papst ganz klar in der gleichen Machtlinie mit dem Kaisertum sieht, also auch ein stückweit weltliche und konstante Macht für sich beansprucht.
Wo wir gerade bei Türen sind, es gibt noch ein weiteres Portal  welches wichtig ist und ein anderes seiner Art haben wir heute schon an der Santa Maria Maggiore gesehen. Und zwar die sogenannte Porta Sancta – die Heilige Pforte. Nur die vier Papstbasiliken besitzen so eine Pforte und bei jeder ist sie anders gestaltet. Ihre Funktion ist jedoch stets gleich. Eine Porta Sancta wird nur zu Heiligen Jahren geöffnet. Das nächste heilige Jahr ist erst wieder 2025. Seit 1300 n.Ch. gibt es alle 25 Jahre ein kirchliches Jubeljahr. Wenn die Heilige Pforte geöffnet wird, kann man hindurch gehen und man muss ich das dann in etwa wie eine Sündenwaschanlage vorstellen. Mit dem Durchschreiten der Porta Sancta, werden einem alle Sünden vollständig erlassen. Super, oder?
Übrigens:  Die in der Lateranbasilika aufbewahrten Reliquien sind besonders makaber. Es handelt sich um die angeblichen Köpfe der beiden Heiligen Petrus und Paulus.
 

Leonisches Triclinium
 
Direkt gegenüber vom Lateran siehst du wieder etwas Besonderes. In den Kirchen bildet die Rundapsis ja den Abschluss des Mittelschiffs. Und du erinnerst dich sicherlich noch an den Begriff Basilika und seine Herkunft. Die Apsis vor der wir nun stehen, ist die des Leonischen Tricliniums. Ursprünglich eine Markthalle gewesen, diente das Gebäude lange Zeit als Speisesaal des Lateranpalastes. 

Das Gebäude existiert nicht mehr und die Apsis, die einst innen lag ist nun Teil der Außenfassade. Wenn wir davorstehen, stehen wir also eigentlich im alten Palast. Auf dem Bild siehst du, wie die ursprüngliche Lage des Mosaiks in den Innenräumen des Speisesaals war. Triclinium nannte man in der Antike übrigens ein dreiteiliges Speisesofa und Leonisch ist es in diesem Falle deshalb, weil es aus der Zeit von Papst Leo III. stammt; es wurde seither mehrfach restauriert da es zwischenzeitlich stark beschädigt war.

Auf dem Mosaik sind einige sehr bedeutende Figuren abgebildet und man kann dieses Kunstwerk als Repräsentant der Verbindung von weltlicher und kirchlicher Macht deuten.
Auch wiederholt sich hier einiges was du schon weißt, z.B. die Sache mit der Bedeutungsperspektive und die unterschiedlichen Heiligenscheine. Auch das Entgegennehmen von heiligen Gegenständen mit verhüllten Händen – all das haben wir schon gesehen und ich denke es wird deutlich, dass es so etwas wie eine allgemeingültige Bildsprache – einen Topos- gegeben hat, der vor allem die Funktion hatte, kommunikative Aufgaben in einer nicht alphabetisierten Welt zu übernehmen. 
 

Auf dem linken Teil des Mosaiks sehen wir Jesus, erkennbar am Kreuznimbus, wie er Petrus die Schlüssel zum Himmelreich  überreicht. Petrus nimmt sie mit verhüllten Händen entgegen und ist durch das Pallium deutlich als Papst zu erkennen und zwar nicht als irgendein Papst, sondern als der erste geistliche Herrscher Roms. Die Schlüssel sind eines der klassischen Attribute mit denen Petrus in der christlichen Ikonographie dargestellt wird. Sie symbolisieren die Bindegewalt des Papstes an Jesus Christus als sein Stellvertreter auf Erden. Man findet sie ebenfalls bis heute im päpstlichen Wappen. Mit der anderen Hand reicht Jesus das Labarum –die Hauptheeresfahne der römischen Armee- an Konstantin I. Konstantin, der das Christentum zur römischen Staatsreligion erhob wird hier als der erste wahre weltliche Herrscher Roms dargestellt, welcher seine Legitimation durch niemand Geringerem als Christus selbst erhalten hat.   Die Szene ist im Grunde als Erteilung eines Missionierungsauftrages zu deuten.
Da es immer ein Anliegen der Päpste war, ihre Macht zu legitimieren, ist die linke Seite des Mosaiks im Grunde als Vorgeschichte dessen zu interpretieren, was Papst Leo III. eigentlich mit dem Gesamtbild darstellen lassen wollte.
Nämlich sich selbst als eine wichtige Figur in der Tradition der christlichen Machtweitergabe. So sehen wir auf dem rechten Teil Petrus, welcher an die Stelle Christi gerückt ist und nun die Position des Legitimationsgebers einnimmt. Er reicht Leo II. das Pallium und ernennt ihn somit offiziell zum Papst, zum Vertreter Gottes. Auf der anderen Seite ist Karl der Große zu sehen, welcher das Labarum entgegennimmt. 
 
Übrigens: Leo III. und Karl der Große waren Zeitgenossen, sie verband vor allem die Tatsache,
 

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