Sonntag, 3. Juni 2018

Rom in 5 Tagen - Tag 3/5

 Für die heutige Tagestour gibt es kein Oberthema, ich habe die Spots so ausgesucht, dass sie insgesamt einen schönen Rundgang durch das antike Zentrum Roms ergeben und unterwegs noch zwei Kirchen mitnehmen, die ich beide aus unterschiedlichen Gründen superspannend finde. Gemeinsam haben sie, dass sie beide ein wenig versteckt liegen und wenn man nicht weiß, dass sie da sind, kommt man nicht an ihnen vorbei. Sie sind aber beide sehr bekannt, insbesondere die erste.


Basilika di San Pietro in Vincoli

Der Name bedeutet „Heiliger Petrus in Ketten“ und geht auf die Apostelgeschichte zurück, nach der Petrus vom jüdischen König Herodes gefangengenommen und im Kerker angekettet wurde. Der Legende nach wurde er jedoch von einem Engel befreit, so dass er seine Mission weiterführen konnte. Die vermeintlichen Ketten des Petrus sind als Reliquie in dieser Kirche ausgestellt.

Zwei Dinge fallen bei der Basilika di San Pietro in Vincoli sofort auf: von außen sieht sie nicht aus wie eine Kirche und von innen wirkt sie viel schlichter als die meisten anderen großen Basiliken in Rom. Ersteres liegt ein bisschen daran, wie die Baugeschichte vollzogen wurde. Es gab zwei Vorgängerbauten; der erste war eine antike römische Patriziervilla aus dem 2. Jahrhundert, also ein Wohnhaus. Als die Ära der Antike zuende war, wurde auf dem Fundament der Villa eine Kirche errichtet, der Grundriss und die Einfügung in die umliegenden Gebäude waren also schon vorgegeben. Diese Kirche existierte rund 200 Jahre und es ist nicht überliefert wieso sie zerstört wurde. Es war generell gängige Praxis in Rom alles übereinanderzubauen. Das Antike Straßenniveau der Stadt lag an manchen Stellen bis zu 20 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus, man kann fast sagen unterhalb Roms befindet sich ein zweites Rom. Tiefbau in Rom ist also etwas kompliziert; ein Beispiel dafür ist die „neue“ Metrolinie. Es gibt zwei Linien, was ja sehr wenig ist für so eine große Stadt und seit Jahren wird eine dritte gebaut. Die Arbeiten gehen nur mühsam voran, weil man im Grunde alle 2 Meter auf irgendwas stößt, wofür dann erstmal die Archäolog*innen geholt werden müssen. Wir werden heute auch noch einen Ort besuchen, wo wir in dieses unterirdische Rom steigen können. Im Normalfall wurde ein nicht mehr benötigter Bau einfach mit Schutt ausgefüllt und der neue Bau draufgesetzt. Aber dazu später etwas mehr.

Es gibt vor allem einen Grund, wieso man San Pietro in Vincoli gesehen haben muss, und der befindet sich im hinteren Teil der Kirche. Hierfür ist eine kleine historische Exkursion notwendig. Es gab einen Sohn einer großen und wichtigen Adelsfamilie in Rom, sein Name war Giuliano della Rovere, der Anfang des 16. Jhd. als Papst Julius II. bekannt wurde. Ich schrieb bereits darüber, dass die großen römischen Adelsfamilien oft Päpste stellten und die della Roveres waren eine dieser Familien.

Julius II. war ein wirklich beeindruckender Papst, er war es der die Schweizergarde gründete und er begann den Bau des Petersdoms. Obwohl er Papst war, war er sehr den weltlichen Dingen zugeneigt. Nicht nur dass er eine uneheliche Tochter hatte, er verstand sein ganzes Amt mehr als Fürstentitel, denn als geistliches Amt und betrieb eine ausgeprägte territoriale Machtpolitik. Julius II. wurde durch das bereits erwähnte Nepotentum zum Papst, sein Onkel war Sixtus IV., und obwohl er selbst durch Absprache auf den Papstthron stieg, erwirkte er während seiner Amtszeit erfolgreich und langfristig den Verbot von Simonie (käuflicher Erwerb von Kirchenämtern).

Soviel zur Vorgeschichte; nun aber zu dem was in San Pietro zu sehen ist. Julius II. war fast 60 Jahre alt als er Papst wurde und bereits zwei Jahre nach seinem Amtsantritt gab er den Bau seines eigenen Grabmals in Auftrag. Und zwar bei keinem Geringeren als Michelangelo, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein gefeierter und prominenter Bildhauer war. Zum Zeitpunkt der Kommissionierung, lebte und arbeitete der damals etwa 30jährige Michelangelo hauptsächlich in Florenz, er hatte aber auch schon römische Aufträge ausgeführt, beispielsweise die berühmte Pieta, die ebenfalls in Rom zu sehen ist. Der Papst wollte unbedingt ihn und stellte einen Vertrag in Aussicht, der ihm 10.000 Dukaten als Lohn versprach – eine ungeheuerliche Summe und Michelangelo wäre danach ein gemachter Mann gewesen. Nun, es kam alles etwas anders. Allein über das Juliusgrabmal kann man 100 Seiten schreiben, ich schneide hier nur das Wichtigste zusammen und lege dir nahe, den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu lesen :-D Es gilt als sicher, dass ursprünglich ein freistehendes, rechteckiges Mausoleum geplant war – pyramidenähnlich, mehrstöckig angelegt – mit der Figur des Papstes obenauf und einer Moses-Figur, der heute die zentrale Figur des Grabmals ist. 

 

Es gab mindestens 6 Projektentwürfe dieses Grabmals (welches übrigens eigentlich für die Aufstellung im Petersdom vorgesehen war) und insgesamt dauerte seine Fertigstellung 40 Jahre. Michelangelo bezeichnete den Auftrag selbst irgendwann als Fluch und in seine Entstehungszeit fielen natürlich auch der Tod von Julius II., sowie einige päpstliche Nachfolger, Erbenstreitigkeiten, anderweitige Verpflichtungen Michelangelos und nicht zuletzt sogar schwere Vorwürfe an ihn und eine Klage wegen unrechtmäßiger Zahlungsannahme. Eigentlich müsste man jetzt noch Grundlegendes über Michelangelos Lebenswerk und seine Arbeitsweise erklären, aber puhh… ich fürchte das geht zu weit. Ich konzentriere mich daher jetzt nur auf das was hier tatsächlich zu sehen ist, diese geschrumpfte und doch geniale Ausführung des Juliusgrabmals in San Pietro in Vincoli. Ursprünglich nur als Nebenfigur gedacht, wurde die zentrale Figur ein überlebensgroßer Mose, flankiert von Rachel und Lea, die als Allegorien der Lebensweisen „vita activa“ und „vita contemplativa“ fungieren. Vielleicht fragst du dich, wieso Mose Hörner hat. Der Grund dafür ist ein Übersetzungsfehler der damals verbreiteten mittelalterlichen Bibelfassung (Vulgata). Mose wird dort als der Strahlende bezeichnet, das hebräische Wort für strahlend wurde in der Vulgata aber fälschlicherweise mit dem lateinischen Wort cornuto übersetzt, was gehörnt bedeutet. 

Falls die Mosesgeschichte nicht bekannt ist, kurz hier: Mose stieg vom Berg Sinai herab und fand sein Volk ums goldene Kalb tanzend vor. Michelangelo hat Mose also just in dem Moment dargestellt, wo er die Tafeln der 10 Gebote hält, sein Volk dergestalt vorfindet und drauf und dran ist, sie vor Wut zu zerschmettern (also die Tafeln, nicht sein Volk). 

Dafür braucht es allerdings einen zweiten Blick. Wenn man auch den linken Fuß Moses achtet, fällt auf, dass dieser für eine normale Sitzhaltung ungewöhnlich weit zurückgestellt ist. Ganz so, als würde er gleich aufspringen wollen. Dazu sein grimmiger Blick: Mose ist so richtig angepisst!

Es gibt zahlreiche Deutungshypothesen zu Michelangelos Mosesfigur, sogar Sigmund Freud äußerte sich mal dazu. Was man aber auch ohne all dies einfach bemerken muss, ist die Tatsache, dass es Michelangelo gelungen ist etwas aus Marmor zu hauen, von dem man nicht glauben würde, dass dies mit Stein überhaupt möglich ist. Schau dir die Arme an, die Adern, oder den Faltenwurf der Tunika, den Bart…ich finde, es ist unglaublich!

Übrigens: der zurückgestellte Fuß des Moses verschmilzt mit dem Boden, das ist weder Zufall noch Versehen, sondern hat mit der Ansicht Mensch = Materie zu tun und der Geisteshaltung Michelangelos zur Bildhauerei, sowie dem non-finito (Unvollendetsein), welches sich durch sein Lebenswerk zieht.


Basilika di Santa Clemente

Nach einem kleinen Spaziergang, vorbei an den Ruinen der ehemaligen Trajansthermen, erreichst du die Basilika di Santa Clemente, die total malerisch in einer kleinen Gasse gelegen ist und von außen sehr unscheinbar wirkt. Ihr vollständiger Name lautet Basilika di Santa Clemente al Laterano, da sie auch zum Laterangebiet gehört. Diese Kirche steht im Rang einer sogenannten Basilica minor, das ist eine Art Auszeichnung die der Papst besonders bedeutenden Kirchengebäuden verleiht. Weltweit tragen weniger als 1700 Kirchen den Rang einer Basilica minor und etwa 1/3 davon stehen allein Italien.
Die Basilika di Santa Clemente ist nicht einfach einem Heiligen geweiht, sondern einer Person über die es umfangreiche und gesicherte Quellen gibt, nämlich Clemens von Rom, der zweiter oder dritter Nachfolger von Petrus auf dem Papststuhl gewesen ist (es gibt hierfür 2 Quellen, die ihn jeweils auf die 3. oder 4. Position nach Petrus setzen). Damit ist er eine der ersten Personen des Christentums gewesen, deren Existenz als gesichert angesehen werden kann.
Dieser Patron ist natürlich spannend, aber deswegen sind wir nicht hier. Diese Kirche ist aus einem völlig anderen Grund interessant. Und zwar schrieb ich hier bereits, dass das heutige Rom im Grunde auf dem alten Rom steht und in der Basilika di Santa Clemente haben wir die Möglichkeit, in dieses alte Rom hinabzusteigen und damit gleichzeitig auch in eine Zeit, in der das Christentum noch nicht ausschließlich Thema war und man noch andere Gottheiten anbetete, genau genommen ins 2. Jhd. n. Chr., in die Zeit des Mithras-Kultes.

Santa Clemente besteht aus drei Ebenen, der Oberkirche aus dem Jahre 1108 n. Chr. auf dem heutigen Straßenniveau, der Unterkirche – ein frühchristlicher Vorgängerbau aus dem 4. Jhd. und einem Mithräum – antiken Tempelräumen des Mithras-Kultes aus dem 3. Jhd., die noch so lange in Gebrauch waren, bis das Ausüben von heidnischen Religionen in Rom unter Strafe gestellt wurde. Außerdem gehört ein Atrium zu dem Gebäudekomplex. Da das Spannendste an der Basilika di Santa Clemente eindeutig das antike Mithräum ist, möchte ich vor allem darüber schreiben. Es handelt sich hierbei um einen rechteckigen Raum mit 11 kleinen Lichtöffnungen. Zahlensymbolik hatte seit je her eine große Bedeutung, also nicht nur in antiken Kulten, sondern auch in den heutigen Religionen. Einigen Zahlen kommt da eine größere Bedeutung zu als anderen. 7 der 11 Lichtöffnungen stehen für die damals bekannten Planeten und 4 für die vier Jahreszeiten. Zentral für das Mithräum ist der reliefgeschmückte Altar – es ist davon auszugehen, dass er einst farbenfroh bemalt war. Wie übrigens fast alles in der Antike! Wir kennen ja heute nur den ganzen blankweißen Marmor, aber man weiß mittlerweile dass die uns bekannten Statuen, Reliefe und Fassaden damals alle sehr bunt waren. 

Das Bild zeigt den berühmten „Augustus von Primaporta“, der in den Vatikanischen Museen steht, und einer Rekonstruktion seiner ehemaligen Farbenpracht. Ich weiß nicht wie es euch damit geht, aber ich finde das Bunte sehr gewöhnungsbedürftig, weil auch ich den Eindruck einer „strahlend weißen Antike“ abgespeichert habe.

Aber zurück zum Mithräum. Über den Mithraskult ist insgesamt weniges in Schriftform überliefert; es war ein mündlich überlieferter Kult, der sich vor allem einer Zahlen- und Bildsymbolik bediente. So sind auf dem Altar neben Mithras selbst (man erkennt ihn an der phrygischen Mütze), auch seine beiden Fackelträger zu sehen. Die erhobene Fackel steht für die zunehmenden Tage, die gesenkte Fackel für die abnehmenden Tage. Die Schlange symbolisiert Mutter Erde. Hier ist es interessant, dass auch in der christlichen Symbolik die Schlange eine Rolle spielt. Man verbindet sie vor allem mit dem Sündenfall von Adam und Eva, aber auf einer Metaebene bedeutet sie eben auch hier: irdisch! Die Schlange kriecht nicht nur auf der Erde, sie (ver)führt auch Adam und Eva aus dem Paradies ins Irdische hinein. Symbol-Recycling vom Feinsten also.

Zum Mithras-Kult gibt es wahnsinnig viel zu erzählen, aber das würde hier eindeutig zu weit führen, es ist ein Glaube gewesen, der sich stark an dem orientierte was man zu der Zeit an astrologischem und astronomischem Wissen und auch Aberglauben hatte. Es ging hier um Sternbilder, Sternzeichen, die Sonne und die Tag-und-Nacht-Gleiche. Es lohnt sich, sich da ein bisschen einzulesen finde ich.

Übrigens: In einer Parallelgasse gibt immer einen wunderschönen Obst- und Gemüsestand, an dem ich die leckersten und saftigsten Pfirsiche meines Lebens gegessen habe. Perfekt für einen kleinen Snack nach der Besichtigung.


 

Ludus Magnus

Nur wenige Gehminuten in Richtung Kolosseum, erreichst du die Überreste der Ludus Magnus, der antiken, zum Kolosseum gehörenden Gladiatorenschule. Heute hält sich immer noch hartnäckig die Meinung, dass Gladiatorenkämpfe immer Kämpfe auf Leben und Tod waren, aber das stimmt nicht. Wäre auch ziemlich dämlich gewesen, da Gladiatoren sowas wie die Profifußballer heute waren: prominent, sehr gut ausgebildet, trainiert und teuer. Es war also unwirtschaftlich sie draufgehen zu lassen. Gladiatorenkämpfe sind ein bisschen mit dem Konzept von Show-Wrestling zu vergleichen. Es ging schon echt gut zur Sache, aber es war letztlich Unterhaltung für ein großes Publikum, durchgeführt von Profis ihres Fachs. Die Ludus Magnus ist eine von mehreren Gladiatorenschulen der Stadt gewesen und verfügte neben Trainingsräumen und Wohnzellen für die Kämpfer auch über eine kleine Kampf- und Trainingsarena mit Zuschauerrängen. 

Vielleicht findest du es verwunderlich, wie klein die Ludus Magnus wirkt. Und du lägest mit dieser Verwunderung auch genau richtig, denn das was wir heute sehen können ist nicht alles. Teile der alten Schule sind nicht ausgegraben worden, weil Häuser auf ihr stehen.

Von der Ludus Magnus führte damals direkt ein unterirdischer Gang zum Kolosseum, durch den die Kämpfer in die große Arena gelangen konnten.

 

 

Kolosseum / Forum Romanum

Ich persönlich finde das angrenzende Forum Romanum wesentlich interessanter als das Kolosseum, wobei es baulich natürlich schon imposant ist. Ich finde jedoch, dass es von innen sehr viel weniger beeindruckend ist als von außen und dass das lange Anstehen nicht wirklich lohnt.  Wenn man allerdings den Film Gladiator gesehen hat und wirklich zum ersten (und vielleicht letzten) Mal in Rom ist…hey, gönn dir!

So wie es jetzt von innen aussieht, sah es zur Betriebszeit natürlich nicht aus. Auf den Rängen fehlt der Holzgerüstaufbau mit den Bänken und der Boden war ebenfalls holzbedeckt. 

Die Arena konnte bei Bedarf sogar geflutet werden. Du erinnerst dich an die Wasserquelle im unterirdischen Bereich der Basilika di Santa Clemente? Man vermutet, dass dieser Wasserlauf das Kolosseum speiste, wenn man die Arena für simulierte Seeschlachten geflutet hat. Außerdem befand sich über dem gesamten Bau eine Holzkonstruktion, über die Sonnensegel aufgespannt werden konnten.

Das Kolosseum erhielt seinen heutigen Namen erst in der Neuzeit, in der Antike hieß es Amphitheatrum Novum und es ist das größte Amphitheater der Welt. Zwischen 72 und 80 n. Chr. errichtet, wurde es bis ins 6. Jhd. n. Chr. für Aufführungen genutzt, wenn auch zuletzt stark rückläufig. Als sich der Betrieb nicht mehr lohnte, stellte man die aufwändigen Wartungsarbeiten ein und das Bauwerk verfiel zunehmend und wurde durch Erdbeben beschädigt. Bis ins Mittelalter hinein wurden die Gänge und Räume als Wohnungen genutzt und darüber hinaus verwendete man das Kolosseum als Steinbruch für neue Bauten. Die fortschreitende Zerstörung des Bauwerkes wurde erst im 18. Jahrhundert gestoppt und zwar durch Benedikt XIV., der es zur geweihten Märtyrerstätte erklärte und hier einen Kreuzweg mit Kapellen errichtete, an dem bis heute an jedem Karfreitagabend ein Kreuzweg mit dem Papst stattfindet.

Übrigens: Das Kolosseum dient heute als Monument gegen die Todesstrafe. Wann immer auf der Welt ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat die Todesstrafe abschafft, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt.

Bevor es ins Forum Romanum geht, solltest du noch einen kurzen Stopp am Konstantinsbogen machen.

Dies ist ein dreibogiger Triumphbogen, welcher zu Ehren Kaiser Konstantins und seinem Sieg über seinen Erzrivalen Maxentius errichtet wurde. Von Konstantin hast du bereits gehört und vielleicht auch von der Schlacht an der Milvischen Brücke. Der Konstantinsbogen sieht heute ein bisschen aus als würde er einfach etwas planlos in der Gegend rumstehen, tatsächlich überspannte er aber einst die antike Via Triumphalis – jene Straße die in der Antike traditionell die Triumphatoren für ihren Siegeszug durch die Stadt nahmen.  

Wie viele andere römische Bauwerke hat auch der Konstantinsbogen sein heutiges Aussehen aufwändigen Restaurierungsarbeiten zu verdanken, im 18. Jhd. noch sah er ziemlich marode aus, wie ein Gemälde von Canaletto aus dieser Zeit zeigt.

Nun aber gehen wir ins Forum Romanum. Allein hier kann man einen ganzen Tag verbringen und all das was hier zu sehen ist, ist schwer in wenigen Worten zusammenzufassen.  Vielleicht beginne ich einfach beim Begriff. Das Forum Romanum ist als Name natürlich weltweit bekannt. DAS Forum Romanum. Was man dabei oft vergisst, ist dass es ganz viele Foren gab, denn ein Forum ist in der Antike nichts anderes als ein Platz gewesen auf dem sich das öffentliche, politische und gesellschaftliche Leben abgespielt hat. Wir werden zum Beispiel auch noch die Kaiserforen sehen, die als Erweiterung des Forum Romanums dienten um den wachsenden Anforderungen an die Verwaltung von Politik und der Stadt gerecht zu werden.
Das Forum Romanum wie wir es heute sehen, lag ursprünglich in einer Talsenke und erst 1788 wurde mit der Ausgrabung begonnen. Es ist also gleichzeitig die größte archäologische, antike Ausgrabungsstätte der Stadt Rom.

Die Bauwerke des Forums lassen sich in drei verschiedene Typen einteilen: religiöse Bauten, säkulare Bauten und Wirtschaftsgebäude. Dazu kommen natürlich entsprechende Plätze und Wege, die alles verbinden. Der Erhaltungszustand ist sehr unterschiedlich.
Zu den interessantesten und beeindruckendsten heiligen Bauten des Forum Romanums gehören auf jeden Fall die Überreste des Saturntempels (die auch auf keiner Postkarte fehlen dürfen) und der Tempel der Vesta mit dem dazugehörigen Haus der Vestalinnen, in dem die jungfräulichen Hüterinnen des Heiligtums gewohnt haben, die in der römischen Gesellschaft übrigens hoch verehrt waren. Als größtes religiöses Bauwerk des Forums erhebt sich die Maxentiusbasilika

Maxentius war der Widersacher Konstantins und starb im Kampf gegen ihn. Natürlich ging es darum wer rechtmäßiger Kaiser ist, um die Thronfolge und so weiter. Bevor Konstantin alleiniger Herrscher wurde, gab es auch für Maxentius eine Regierungsphase – keine rechtmäßige zwar, aber er hatte was zu sagen. Die Geschichte kennt ihn als brutalen Herrscher und Christenverfolger, aber es ist fraglich ob sein Erbe nicht posthum verklärt wurde im Zuge der Konstantinpropaganda. Was man aber weiß, ist dass er die kurze Zeit der Macht nutze, um gewaltige Bauten in Rom zu errichten. Allem voran die Maxentiusbasilika. Als Bauherr verwarf er den bis dato gängigen Bautyp der Säulenbasilika und orientierte sich an den architektonischen Gegebenheiten der großen Thermenanlagen. Diese Basilika sollte das einschüchterndste und größte Gebäude werden, was Rom je gesehen hatte. Maxentius erlebte –wie so viele Bauherren- die Fertigstellung seines Monumentalbaus nicht und schlussendlich wurde die Basilika unter seinem Nachfolger Konstantin I. geweiht. Sie trägt daher auch den Namen Konstantinbasilika. Heute ist von dem Bau nur noch das rechte Seitenschiff vorhanden, aber allein daran lässt sich die damalige Größe exakt rekonstruieren. Das Mittelschiff hatte eine Höhe von 35 Metern, was für damalige Verhältnisse einzigartig war und alles bis dato bekannte überragte. Im 14. Jhd. stürzten große Teile der Basilika bei einem Erdbeben ein, eine einzige Säule überlebte und wurde auf der Piazza di Santa Maria Maggiore aufgestellt, du hast sie also bereits gesehen.

Übrigens: Konstantin ließ in der Apsis der Basilika eine 12 Meter hohe Kolossalstatue von sich errichten. Heute sind nur noch Fragmente von ihr erhalten; sie sind in den kapitolinischen Museen ausgestellt, die auch einen Besuch wert sind, für die man aber einige Stunden einplanen sollte.

Ein weiteres beeindruckendes Bauwerk des Forum Romanum, über das ich auch bereits sprach, ist die Curia Iulia, das ist jenes Gebäude von dem das große Bronzeportal stammt, welches heute in  San Giovanni in Laterano verbaut ist.

Der Innenraum der Curia ist nach mathematischem, vitruv‘schem Standard bemessen worden. Wenn du hineingehst, wirst du sofort bemerken, wieso es diesen Standard für die Bauweise von Curien gab. Das Stichwort lautet Akustik. In diesem Gebäude tagte der Senat, es wurden alle wichtigen politischen Reden gehalten und Entscheidungen getroffen. Links und rechts an den Wänden standen die Sessel der ca. 300 Senatoren und der Vorsitzende hatte seinen Platz vor Kopf. Jeder musste alles hören können, auch wenn es in normaler Lautstärke gesagt wurde.
Ein besonderes Augenmerk gilt auch dem Boden, er ist ein Original aus diokletianischer Zeit; es handelt sich um Marmor mit Intarsienarbeiten aus grünem Serpentin und rotem Porphyr.

Ausgeh-Tipp: Da die Tour nicht so lang und anstregend war, kann man den Tag mit einem Besuch im Viertel Trastevere abschließen. Es ist das Ausgehviertel Roms und wunderschön am Tiber gelegen; auch die kleine Tiberinsel dort lohnt einen Besuch. In Trastevere gibt es unzählige tolle Bars und Restaurants, hier kann man den Tag wunderbar ausklingen lassen.

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