Der
heutige Tag steht ganz im Zeichen des Vatikans.
Hierfür ist es sinnvoll einen ganzen Tag einzuplanen, da Vatikanstadt etwas außerhalb des römischen Stadtzentrums, auf der
anderen Seite des Tibers liegt. Wenn man als Tourist vom Vatikan spricht, sind
damit vor allem die vatikanischen Museen und der Petersdom gemeint, also die
Teile, die touristische Relevanz haben. Wenn man Vatikanstadt besucht, sollte
man einen Weg für einen Spaziergang einplanen; ich finde es immer sinnvoll den
Rückweg zu flanieren und hin mit der Metro zu fahren. Da man an den
vatikanischen Museen immer sehr lange anstehen muss, ist es ratsam spätestens
um 9 Uhr vor Ort zu sein, da die Warteschlange sich entlang der vatikanischen
Mauer reiht und es dort in der Mittagshitze sehr unangenehm werden kann. Keinesfalls
sollte man auf die zahlreichen „Angebote“ eingehen, die einem beim Warten
aufgedrängt werden: es wird damit geworben, für einen kleinen Aufpreis an der
Schlange vorbeigeführt zu werden. Tatsächlich handelt es sich aber meistens um
Betrüger, die einen dann am Eingang mit einem ungültigen VIP-Ticket stehenlassen
und verschwinden. Dann muss man zurück und sich wieder von neuem anstellen.
Beißt lieber die Zähne zusammen, seid früh da und stellt euch an; das spart Geld
und Nerven.
Die
vatikanischen Museen beherbergen die
päpstlichen Kunstsammlungen und sind nicht einfach ein Museumsgebäude was
irgendwo hingebaut wurde. Das Museum ist in den vorhandenen Räumen des
päpstlichen Palastes entstanden und bindet hier Gemächer, Galerien, Kapellen
und vieles mehr mit ein. Ich war schon
so oft hier und jedes Mal ist es wie das erste Mal, so riesig, weitläufig und
verwinkelt sind die Räumlichkeiten. Da es wenig Sinn macht über ein Museum zu
schreiben, wo Exponate ohnehin beschriftet und erklärt sind möchte ich hier nur
auf das eingehen, was meiner Meinung nach das Highlight der vatikanischen
Museen ist: die Stanzen des Raffael.
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Der junge Raffael (links)
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Das
Wort stammt vom italienischen Begriff „stanza“= Zimmer ab und bezeichnet die
Privatgemächer Papst Julius II., die
Raffael für ihn ausgestaltet hat. Auch wenn man noch nie dort war, kennt man wahrscheinlich
einige Abbildungen aus den Stanzen – die Malereien sind weltberühmt. Allem
voran natürlich die Schule von Athen.
Aber du wirst auch Darstellungen dessen sehen, worüber ich hier bereits an den
anderen Tagen geschrieben habe, z.B. die Schlacht
an der Milvischen Brücke oder die Befreiung
Petri aus dem Kerker. Insgesamt ist die vorherrschende Bildthematik fast
schon propagandistisch und verherrlichend, wenn auch teilweise auf einer
Metaebene. Bei all diesen Szenen geht es letztlich um nichts anderes als dem
Sieg des Christentums über das Heidentum und die oberste Legitimation des
Papstes als Gottes Stellvertreter auf Erden.
Die besagte Schule von Athen ist mit Abstand die bekannteste und, wie ich
finde, beeindruckendste und spannendste Malerei in den Stanzen. Ich sagte es
schon öfter an anderen Stellen und es gilt auch hier: allein über dieses
Wandfresko kann man hunderte Seiten schreiben.
Besonders spannend ist der Hintergrund dieses Freskos, hier wurde mal wieder
die Architektur vom Petersdom missbraucht und als Vorlage für diese antike
Szene altgriechischer Persönlichkeiten genommen. Thematisch ist es typisch für
die Renaissance. Der Begriff Renaissance
bedeutet Wiedergeburt und die
Denkweise dieser Zeit war geprägt von der Wiedergeburt und Rückbesinnung auf
die kulturellen Güter und Leistungen der griechischen Antike. Allem voran die
der Philosophie. Deswegen sehen wir
in der Schule von Athen auch alle wichtigen Vertreter und Denker dieser Zeit –
also der griechischen Antike- wie zum Beispiel Platon und Aristoteles im Zentrum des Bildes. Die Wissenschaft ist
sich bei vielen der anderen Personen uneinig, die beiden eben genannten gelten
jedoch als unstrittig. Was die Zuordnung der Figuren erschwert ist, dass sie
teils nur über ihre Attribute identifiziert werden können, ihre Gesichter
tragen die Züge anderer Personen. Platon
zum Beispiel die von Leonardo da Vinci.
Das Gemälde ist also eine Hommage auf mehreren Ebenen, zum einen an die
griechische Philosophie, zum anderen an die großen Kunstvertreter der
Renaissance.
Auch Raffael hat sich mit einem Selbstbildnis verewigt, wenn auch
sehr bescheiden in einer Nebenrolle am rechten Bildrand. Insgesamt kann man
sagen, dass bezüglich des Figureninventars der Schule von Athen unglaublich
viele Fehlinformationen und -interpretationen kursieren. Sogar in der
Fachliteratur. Hier lohnt sich zum Weiterlesen keinesfalls ein Blick in die
Wikipedia, denn das was dort zu diesem Gemälde steht ist, gelinde gesagt,
Bullshit.
Hat
man etliche hundert Meter der vatikanischen Museen hinter sich gebracht, führt
der Weg zwangsläufig an einen Ort, den wohl fast jeder Mensch kennt: die Sixtinische Kapelle, oder auch einfach Sixtina genannt. Sie beherbergt nicht
nur eines der berühmtesten Gemälde der Welt, sondern ist auch der Ort, an dem
das Konklave abgehalten wird, also
die Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle der römisch-katholischen Kirche
zur Wahl des Papstes. Aber dieses Verfahren soll hier gar nicht Thema sein,
sondern vielmehr die sagenhafte malerische Ausarbeitung des Innenraums. Die
Nord- und Südwand der Kapelle zeigen jeweils Szenen aus dem Leben Jesu und aus
dem Leben des Moses; vor Kopf befindet sich ein Stirnwandfresko mit dem Namen das Jüngste Gericht. Aber eigentlich
möchte man nur den Kopf in den Nacken legen und die Decke anstarren.
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Deckenfresko Sixtinische Kapelle
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Ein
riesiges Wimmelbild mit einem unglaublichen Figureninventar. Wir sehen hier in
der Sixtina mit einen der Gründe, wieso Michelangelo
mit den parallel stattfindenden Arbeiten am Juliusgrabmal nicht fertig wurde;
Papst Julius II. zog ihn währenddessen
immer wieder davon ab, um an der Ausgestaltung der Sixtina zu arbeiten. Es muss
eine unglaubliche Belastung für Michelangelo gewesen sein und es findet sich
hier auch ein kleiner versteckter Hinweis darauf, was der Künstler von der
Vorgehensweise seines Auftraggebers gehalten hat. Aber alles der Reihe nach.
Das Deckenfresko zeigt Szenen aus der Genesis, also dem ersten Buch des Alten Testaments.
Am bekanntesten ist hierbei wohl die Szene namens Die Erweckung Adams, relativ mittig. Insgesamt gibt es auf der
zentralen Längsachse 9 Bildfelder, wobei immer drei thematisch zusammengehören.
Ich habe eine gute schematische Darstellung bei Wikipedia gefunden und packe
sie euch hier mit rein. |
Deckenfresko, schematische Darstellung
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Der
korrekte zeitliche Ablauf dieser Szenen wäre natürlich von rechts nach links zu
lesen, also beginnend mit der Schöpfung der Welt. Michelangelos malte die
Felder jedoch in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge, beginnend mit der
Trunkenheit Noahs. Hierfür gibt es zwei Gründe. Einen offiziellen und einen
eher inoffiziellen. Der Künstler musste während des laufenden Betriebs der
Sixtina arbeiten. Er hatte ein mobiles Gerüst auf dem er liegend malen konnte,
dicht unter der Decke. Der Bereich unterhalb der gelben Felder ist der Ort, wo
der Papst während der Gottesdienste stand, das heißt, wenn dort das Gerüst
steht kann die Sixtina de facto nicht für Messen benutzt werden, da der Platz
der Kanzel blockiert wird. Also arbeitete er von hinten nach vorne, so konnte
der Betrieb möglichst lange aufrechterhalten werden. Jetzt könnte man natürlich
– völlig zu Recht- einwerfen, dass es doch gehopst wie gesprungen sei, ob die
Kapelle nun zu Beginn der Arbeiten geschlossen ist oder zum Ende hin. Und das
ist es natürlich auch. An dieser Stelle kommt der inoffizielle Grund für die
Reihenfolge zum Tragen. Hierfür muss man wissen, dass Michelangelo, so begnadet
er als Maler auch war, sich selbst als Bildhauer sah. Mit anderen Worten, er
hasste die Arbeit an der sixtinischen Kapelle wie die Pest. Nicht nur weil ihm
die Malerei als solche, weniger Freude bereitete, auch die Arbeit an sich war
schlichtweg ätzend. Auf dem Rücken liegend, zügig arbeitend, bevor der feuchte
Putz trocknet und nicht mehr bemalt werden kann. Der Putz, der ihm ständig ins
Gesicht tropft, in die Augen, ihn fast blind macht. Und im Hinterkopf die
Deadline für das Juliusgrabmal. Aber ablehnen konnte er diesen Auftrag eben
auch nicht. Und so rächte er sich auf seine ganz eigene Art und Weise, und zwar
mit der Ausarbeitung der letzten drei Bildfelder, die er ganz zum Schluss
malte, als man ihm längst freie Hand ließ und ihn nicht mehr kontrollierte und
überwachte. Denken wir an den Platz der Kanzel, also den Ort wo der Papst
steht, wenn er die Messe liest und denken wir daran wie Michelangelo sich gegen
diesen verhassten Auftraggeber nicht wehren konnte. Und dann versetzen wir uns
in die Rolle des Papstes, der in der Sixtina steht und an seinem Platz nach
oben sieht…
…und
jedes Mal des Arsches Gottes
angesichtig wird!
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Der Arsch Gottes
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Diese
Spitze ist unglaublich clever und witzig gemacht. Gott trägt ein rosafarbenes
Gewand, aber auf die Entfernung sieht es wirklich so aus als würde er dem Papst
unten am Boden seinen nackten Arsch entgegenstrecken. Es ist nicht überliefert
ob der Papst gecheckt hat, was man ihm damit sagen wollte, aber da er kein
dummer Mann war, ist davon auszugehen, dass er es verstanden und einfach ignoriert
hat.
Über
zwanzig Jahre nach der Vollendung des Deckenfreskos wird Michelangelo (der
immer noch am Juliusgrabmal arbeitet) vom nachfolgenden Papst Clemens VII. mit der Ausarbeitung des
Stirnwandfreskos beauftragt. Er malt hier das Jüngste Gericht, ein Werk welches absolut skandalträchtig war und
einige Kirchenherren gegen ihn aufbrachte. Insbesondere ist ein heftiger Streit
zwischen Michelangelo und einem ranghohen Kardinal überliefert, bei dem es
darum ging, dass dieser das Bild obszön und anrüchig fand. In diesem Fresko
findet sich auch ein Selbstbildnis Michelangelos, und zwar malte er sich als
die abgezogene Haut des Märtyrers Bartholomäus. Ein weiteres Zeichen dafür, wie
er sich mit dem Gesamtproblem im Dienste der Päpste zu stehen, fühlte.
Übrigens: Die Sixtina sieht erst seit der letzten Restaurierung so aus wie jetzt. Bis
Anfang der 90er Jahre dachten Kunsthistoriker das Michelangelo für die Fresken
sehr gedämpfte Farben verwendet hatte und dann stellte sich bei der
Restaurierung heraus, dass einfach alles mit einer Schicht aus Ruß überzogen
war und zum Vorschein kamen leuchtende und strahlendbunte Farben.
Die
gemeinhin als Petersdom bezeichnete Basilika
Sankt Peter im Vatikan ist die Memorialkirche des Apostels Petrus.
Memorialkirchen sind Kirchen, die in enger Verbindung mit dem Leben oder der
Reliquie eines Märtyrers stehen. Im Falle des Petersdoms handelt es sich um das
mutmaßliche Grab des Petrus. Die
Basilika ist, obwohl im Vatikan gelegen, weder die Kathedrale des Bistums Rom,
noch die ranghöchste römisch-katholische Kirche; das ist wie bereits erzählt
die Basilika San Giovanni in Laterano. Was sie aber definitiv ist: ein
absolutes Brett in Sachen Größe! Auf einer Grundfläche von 20.139 m² fasst Sankt Peter an die
20.000 Menschen und ist damit weltweit eines der größten Kirchenbauwerke.
Der
Vorgängerbau, Alt-Sankt-Peter wurde 324 n.Chr. von Konstantin I. über dem vermeintlichen Grab des Apostels Petrus
errichtet; der (Neu)bau wie er heute steht wurde im beginnenden 16. Jhd. In
Angriff genommen und es dauerte mehr als 150 Jahre bis zu seiner Vollendung. In
dieser Zeit waren zahlreiche Künstler und Architekten an dem Bau beteiligt;
einige Namen kennst du nach einigen Tagen in Rom wahrscheinlich bereits, sie
begegnen einem hier immer wieder: Bramante
(Grundlagepläne, Grundsteinlegung, Vierungspfeiler), Raffael (Gewölbeentwurf), Michelangelo
(Planung des Westteils der
Basilika und der Kuppelkonstruktion), Bernini (Baldachin, Petersplatz und künstlerische Ausgestaltung)
und Borromini (Assistenz bei der
Errichtung des Baldachins). Bereits Alt-Sankt-Peter war ein monumentaler Bau
für seine Zeit und an sich bestand keine Notwendigkeit eine neue Kirche zu errichten.
Aber erinnere dich kurz zurück an deinen Besuch in der Basilika San Pietro in
Vincoli und an die Geschichte des Juliusgrabmals: bereits zu Beginn seines
Pontifikats gab Julius II. sein Grabmal in Auftrag, befand aber Alt-Sankt-Peter
für nicht angemessen genug, sein monumentales Grabmal zu beherbergen – denn da
sollte es ja aufgestellt werden. Er gab daher eine Erweiterung der Kirche in
Auftrag. Finanziert wurde das teure Projekt übrigens zu einem Großteil durch Ablasshandel. Dadurch wurde der Neubau
von Sankt Peter später auch zu einem der Hauptargumente der Reformatoren und
Ausgangspunkt der Reformation der Kirche. Aus der Erweiterung der mehr als
tausendjährigen konstantinischen Basilika wurde unter der Bauleitung Bramantes
das Abtragen der alten Bausubstanz und somit im Grunde die komplette Zerstörung
des geschichtsträchtigen Gebäudes. Dies wurde ihm auch von Zeitgenossen
vorgeworfen und schriftliche Zeugnisse dessen können als frühe Überlegungen in
Richtung Denkmalschutz gelesen werden.
Aber
was meiner Meinung all diese historischen Informationen überstrahlt und in Worten
nicht wiedergegeben werden kann, ist der Eindruck, den man hat, wenn man den
Petersdom betritt. Ich finde, dass fast alle Kirchen Roms die ich kenne, von
außen kaum nach dem aussehen was sich in ihnen befindet; aber bei Sankt Peter
ist es besonders enorm. Wie gigantisch diese Kirche ist, wird einem erst klar,
wenn man sie betritt. Allein die Pfeiler sind so gewaltig, dass man sie im
ersten Moment gar nicht als Pfeiler wahrnimmt. Und dann diese riesige Kuppel…in
die man übrigens hochsteigen kann. Man darf allerdings nicht unbedingt
klaustrophob sein. Ich habe das ein einziges Mal gemacht und der Aufstieg war
grauenhaft, aber das was man am Ende sieht macht es wett. Über Rom blicken,
über ganz Rom, das ist atemberaubend.
Es
ist unmöglich den Petersdom zu behandeln, ohne über den Petersplatz zu
sprechen.
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Der Petersplatz vom Petersdom aus gesehen
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Die Piazza San Pietro
wurde unter dem Pontifikat Papst Alexanders
VII. von Bernini entworfen und angelegt. Das Oval der Kolonnaden ist nicht nur dekoratives Element, sondern bildet
gleichzeitig die Staatsgrenze zwischen der Vatikanstadt und Italien. Ich finde
es immer wieder schräg, dass Vatikanstadt ein eigener Staat ist und noch
schräger, dass die Amtssprache Latein ist – eine tote Sprache. Surreal
irgendwie. Aber zurück zum Peterslatz. Ich denke eingangs beschreibt man ihn am
besten, indem man seinen Erbauer, Bernini, zitiert:
„Da die Kirche Petri sozusagen die Mutter
aller anderen Kirchen ist und sie daher Kolonnaden haben muss, die wie mit
mütterlich ausgebreiteten Armen die Katholiken aufnehmen, um sie in ihrem
Glauben zu bestärken, und die Häretiker, um sie in der Kirche wiederzuvereinen,
sowie die Ungläubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten.“ – Bernini
Also
soviel zur Intention. Der optische Effekt lohnt einen zweiten Blick. Kommt man
von der Via della Conciliazioneauf den Petersdom zu, sieht er sehr lange sehr klein aus
finde ich. Auch wenn man auf dem Petersplatz steht, wirkt er sehr weit
entfernt. Dies liegt an der trapezförmigen Piazza
Retta, die an das Oval anschließt und den Petersplatz mit der Basilika
verbindet. Dieser Platz ist leicht abschüssig gestaltet und erzeugt so
insgesamt eine Art optische Täuschung, welche die Fassade der Basilika optisch
in die Ferne rückt. Die Kolonnaden bestehen aus sage und schreibe 284 Säulen
und werden von 140 Heiligenfiguren bekrönt. Der Platz selbst senkt sich zur
Mitte hin und zentraler Blickpunkt ist ein Obelisk, der zuvor im Circus des Nero stand, welcher sich an
der Stelle des heutigen Petersplatzes befand. Der Legende nach erlitt Petrus im
Circus unter Kaiser Nero den
Märtyrertod.
Außerdem gibt es einen Brunnen auf dem
Petersplatz und zwischen dem Obelisken und diesem Brunnen – du solltest diese
Stelle unbedingt suchen- sind zwei Marmortafeln in den Boden eingelassen. Sie
markieren die Ellipsenbrennpunkt und wenn man sich auf sie stellt und Richtung
Kolonnaden blickt, erscheinen die vierreihigen Säulengänge als gäbe es jeweils
nur eine Säule.
Übrigens: Bernini plante ursprünglichen einen dritten
Kolonnadengang, welcher den optischen Effekt beim Zuschreiten auf den Petersdom
nochmal verstärken sollte. Dieser wurde aber aufgrund des Todes des
auftraggebenden Papstes und der allgemeinen Bebauungsdichte des Geländes nicht
umgesetzt.
Entfernen
wir uns vom Petersdom und ziehen Richtung Tiber, taucht schnell die Engelsburg auf. Seit je her die Trutz-
und Schutzburg der Päpste musste sie in unmittelbarer Umgebung und erreichbar
sein. Wenn man Illuminati von Dan Brown gelesen hat, weiß man, dass die
Engelsburg mit einem Fluchtweg versehen ist, der zum päpstlichen Palast führt.
Dan Brown beschreibt es in seinem Roman als Geheimgang – wie geheim der Gang tatsächlich
ist wirst du schnell sehen – nämlich gar nicht. Er verläuft wie eine Art Brücke
oberirdisch und jeder wusste von ihm.
Der
antike Name der Engelsburg lautet Hadrianeum
und war als was gedacht? Genau, als Grab. Kaiser
Hadrian ließ die Engelsburg als Mausoleum
für sich und seine Nachfolger errichten. Erst später wurde sie zur Schutzburg
umgebaut und bis ins frühe 20. Jhd. als solche genutzt. Seitdem beherbergt sie
ein Museum. Ein Besuch lohnt sich, es
ist noch einiges an Wand- und Deckenmalerei zu sehen, außerdem hat man auch von
der Spitze der Engelsburg einen tollen Blick. Also falls du dir davor die
Kuppel des Petersdoms gespart hast, hier ist die nächste Gelegenheit für ein
Panorama und ein paar instagram-taugliche Fotos.
Der
Bau wurde zu Lebzeiten Hadrians begonnen, aber erst unter seinen Nachfolgern
beendet. Wie angedacht wurden Hadrian und seine Frau Sabina dort bestattet und nach ihnen noch einige weitere Kaiser,
deren Namen du sicherlich schonmal gehört hast, zum Beispiel Septimius Severus, Mark Aurel, Caracalla, Antoninus Pius und seine Frau Faustina.
Der
zylindrische Baustil geht auf die Grabbauweise der Etrusker zurück und man muss sich das ursprüngliche Mausoleum noch
etwas mehr wie einen flachen Kegel vorstellen. Rekonstrukteure sind sich
uneinig ob die Kegeloberfläche mit Marmor verkleidet war, oder mit einem
Zypressengarten bepflanzt. Als gesichert gilt jedoch, dass auf der Spitze des
Mausoleums eine Quadriga stand, die Hadrian als Sonnengott zeigte. Bereits im
6. Jhd. wurde das gut befestigte und mittlerweile als Zitadelle in die
Stadtmauer integrierte Mausoleum als bedeutsamer Stützpunkt zur Kontrolle der
Stadt augenfällig und vom Gotenkönig
Totila zum Stützpunkt ausgebaut. Der endgültige Umbau zur Schutzburg der Päpste
erfolgte im 16. Jahrhundert. Die Päpste
richteten sich zum Teil sehr prunkvolle Privatgemächer ein, darunter die
sogenannte Sala Paolina, die heute
auch besichtigt werden kann. Aufwendige, manieristische Freskenmalereien,
inspiriert von den Grotesken der Domus Aurea, schmücken Decken, Wände und
Durchgänge.
Übrigens: Der heutige Name Engelsburg geht auf die Zeit
zurück in denen in Rom die Pest wütete. Im Jahre 590 erschien der Legende nach
Papst Gregor I. der Erzengel Michael
über dem Mausoleum, der ihm das Ende der Pest verkündete. Da die Pest
tatsächlich noch im gleichen Jahr zuende ging, hieß das Grabmal fortan
Engelsburg und an dieses Ereignis erinnert die große Engelsstatue auf der Burg
noch heute.
Die
in der Antike als Pons Aelius Hadrianuserbaute Engelsbrücke verbindet den
Bereich der Engelsburg mit dem Stadtzentrum und spannt sich über den Tiber. Die
Engel auf der Brücke sind erst nach der Namensgebung der Brücke entstanden, sie
wurden von Bernini und seinen
Schülern geschaffen. Alle Engel sind mit Attributen ausgestattet, die mit der
Passion Christi zu assoziieren sind, zum Beispiel die Dornenkrone, das Kreuz
und die Lanze. Wie die Engelsburg wurde auch die Engelsbrücke von Kaiser
Hadrian gebaut; er wollte das sogenannte Marsfeld jenseits des Tibers
mit seinem Mausoleum verbinden und bereits in der Antike galt diese Brücke als
die Schönste der Welt. Das Marsfeld war
übrigens ein großes offenes Gelände im alten Rom, welches dem Kriegsgott Mars
geweiht war. Es wurde als Weideland genutzt, außer zu Kriegszeiten, dann wurde
es vom Militär zu Übungszwecken verwendet. Die Engelsbrücke war früher ein
wichtiger Verkehrsweg. Gerade in Heiligen Jahren, wenn viele Pilger nach Rom
kamen um im Petersdom den Ablass ihrer Sünden zu erhalten, war die Brücke ein
bedeutender Zubringer. Im Jahre 1450
ereignete sich hier etwas, was dem Loveparade-Vorfall in Duisburg vor einigen
Jahren ähnelt. Durch zuströmende Menschenmassen bildete sich ein Nadelöhr; die
Situation wurde noch verschärft dadurch dass Händler und Gaukler auf der Brücke
einige Stände errichtet hatten. Es brach eine Massenpanik aus, die 172 Menschen das Leben kostete. Daraufhin
verbot der damalige Papst das Aufstellen von Ständen auf der Brücke und eine
weitere Brücke in unmittelbarer Nähe wurde zur Entlastung der Besucherströme
gebaut.
Übrigens: Zu zweifelhafter Bekanntheit kam die
Engelsbrücke im 16. Jahrhundert durch die damals gängige Praxis, hier die
abgeschlagenen Köpfe von Verbrechern auszustellen.
Piazza
Navona
Der
Weg zurück ins Zentrum führt zwangsläufig an der Piazza Navona vorbei, daher kannst du diesem Ort auch direkt einen
Besuch abstatten und in den Gassen rund um diesen schönen Platz etwas essen
gehen. Die Piazza Navona ist besonders wegen seines berühmten Brunnens weltweit
bekannt. Was aber auf Luftaufnahmen zunächst mal direkt auffällt ist die
ungewöhnliche Form des Platzes. |
Piazza Navona, Flurkarte
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Diese greift das auf was die Piazza Navona
ursprünglich gewesen ist: eine Arena. Direkt auf dem Marsfeld gelegen ließ
bereits Cäsar hier ein Stadion
errichten um griechische Wettkämpfe ausrichten zu lassen. |
Modell der Arena
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Diese, eher
provisorische Arena, wurde 40 Jahre später durch Kaiser Domitian monumental ausgebaut. Wie ein Großteil der antiken
Bausubstanz, befinden sich die Überreste des Stadions auch hier unterirdisch.
Teile der Bögengänge wurden unter der anliegenden Kirche Sant‘ Agnese in Agone ausgebraben, vom Holzaufbau mit den
Zuschauerrängen ist nichts mehr übrig. Jene Kirche steht übrigens an der Stelle
an der der Legende nach die Heiline
Agnes von Rom ihr Martyrium erlitt.
Zentraler
Blickpunkt des Platzes, der heute ein beliebter Ort für Kleinkunstgewerbetreibende
ist, ist jedoch der sogenannte Vierströmebrunnen,
erbaut im Stil des Hochbarocks von (na, wem wohl…) Bernini. Der 1651
fertiggestellte Brunnen symbolisiert die 4 damals bekannten Kontinente über die
Darstellung der jeweils repräsentativen Flüsse Nil (Afrika), Donau
(Europa), Ganges (Asien) und Rio de la Plata (Südamerika). Ich
vergesse immer welche Figur für welchen Fluss steht aber sie sind mit
Attributen in Form von Pflanzen und Tieren des Kontinentes versehen, so dass du
selber versuchen kannst, die Zuordnung zu machen. Ich meine mich aber auch zu
erinnern, dass es dransteht, aber vielleicht irre ich mich auch.
Übrigens: Der Obelisk in der Mitte des Brunnens stammt
vom ehemaligen Isis-Tempel des Domitian. Er ist mit Hieroglyphenschrift
graviert; der Textinhalt ist aber nicht so interessant wie die Tatsache, dass
dies eine der letzten Inschriften überhaupt ist die in Hieroglyphen ausgeführt wurde, kurz danach endete die Ära dieser
Schrift.